Macunkun Taijiquan - Freiburg im Breisgau

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MACUNKUN -Taijiquan

“above one heaven, there is another heaven.“

(Meister Ma Cunkun)

Ma Cunkun (1908-1993) war ein chinesischer Gelehrter, Provinzgouverneur, Kampfkünstler und General. Er emigrierte 1947 nach Taiwan und kam 1971 über die USA nach Argentinien. Der Legende nach unterrichtete ihn ein Bettelmönch, den er als Provinzgouverneur eigentlich hätte aburteilen sollen, in der Kunst des Taiji.
In Argentinien unterrichtete Meister Ma hauptsächlich drei Schüler, von denen einer, Fernando Chedel (der heute in Spanien lebt), sein Stammhalter wurde.
Mein Lehrer Michael Konarkowski lernte viele Jahre als Vertrauensschüler von Fernando Chedel.
Heute lebt Michael in Waldkirch (bei Freiburg) und lehrt in Freiburg, Emmendingen und Waldkirch.

Der MACUNKUN Taijiquan-Stil zeichnet sich durch seine Nähe zur Kampfkunst aus. Die Bewegungen der Form werden in Partnerübungen geübt, die Kräfte und Energien dahinter somit spürbar und real erfahrbar gemacht. Gerade deswegen bewirkt MACUNKUN Taijiquan viel Positives in Hinblick auf Gesundheit und Vitalität.


Selbstverteidigung

Mein Kampfkunst-Werdegang führte mich vom Gongfu (Kung Fu) zum Taiji, von der „Äußeren Kampfkunst“ in die „Innere Kampfkunst“. Nach einer Weile des Übens von Kung Fu waren jene Techniken für mich am interessantesten, welche funktionieren, ohne dass Kraft gegen Kraft gerichtet wird. Diese Techniken beinhalteten ein Aufnehmen der Kraft des Angreifers, das Transformieren dieser Kraft und der daraus resultierenden Möglichkeit zu einem Konter. Hierin liegt für mich die große Gemeinsamkeit der verschiedenen Stile, und das interessanteste Feld der Kampfkunst. Tai Chi, Kung Fu, Wing Chun, Aikido.. und bestimmt viele andere Kampfkünste, nutzen diesen Aspekt zu mehr oder weniger großen Anteilen. In Selbstverteidigungskursen versuche ich, diesen Aspekt so klar und einfach wie möglich zu vermitteln, un ihn mit wenigen, simplen Techniken erfahrbar und anwendbar zu machen.


Fu - Long: treibender Drache

Um das Prinzip „Aufnehmen und Umleiten“ von Kräften ausführen zu können, brauchen wir im Körper Beweglichkeit und Struktur. Verglichen mit einer Tür im Türrahmen wären die Scharniere verantwortlich für die Beweglichkeit, der Türrahmen für die Struktur. Beides funktioniert nur zusammen. Im menschlichen Körper bildet die Wirbelsäule eine zentrale Struktur. Werden die Gelenke und Sehnen drumherum geschmeidig, insbesondere im Bereich des Beckens und des unteren Rückens, und im Schulter- und Nackenbereich, beginnt die Wirbelsäule frei zu schweben oder zu schwimmen. Sie hängt gewissermaßen frei in des Faszien. Oder um ein anderes Bild zu verwenden: das Becken schwimmt, und die Wirbelsäule wird aufgerichtet wie der Mast eines Bootes. Beschwerden im Rücken, Hüft- oder Knieprobleme, die zumeist durch fehlerhafte Belastung verursacht werden, können hierdurch verschwinden, die inneren Organe haben Platz und werden optimal versorgt. Die Lebensenergien können in ihren natürlichen Bahnen fließen. Dies bringt immense Vorteile mit sich, für die Gesundheit sowie in der Kampfkunst!

Auf Chinesisch wird die Wirbelsäule auch Longgu-Drachenknochen-genannt. Daher der Name: FLOATING DRAGON


Über mich

Mönke Degkwitz Ich begann 2004 mit Kung Fu und lernte eine lange Zeit hauptsächlich im Emei Stil. Partnerübungen und die Beschäftigung mit innerer Kampfkunst führten mich schließlich zum Tai Chi, welches ich von meinem Lehrer Michael Konarkowski nach wie vor mit Begeisterung lerne. Da meine Wurzeln zum Teil in China liegen, interessierte ich mich schon früh für die chinesische Kultur,Kampfkunst, Daoismus und die chinesische Sprache. So bin ich dankbar dafür, zu den klassischen Schriften des Tai Chi einen direkten sprachlichen zugang zu haben. Insbesondere zwei Texte möchte ich hier erwähnen, die für mich eine besondere Bedeutung haben: das „Tai Chi Chuan Lun“ von Wang Zhong Yue und den vermeintlich ersten Text über Tai Chi von Zhang San Feng.

Neben der Kampfkunst ist Musik meine große Leidenschaft, ich studierte Gitarre am IMCF in Freiburg, unterrichte Gitarre in Gundelfingen und Emmendingen und spiele in verschiedenen Bands.


Wann und wo?

Ich unterrichte Tai Chi am Dienstag Vormittag in der

Schule für chinesische Kampfkünste, Katharinenstr.7, 79104 Freiburg.

Selbstverteidigungskurse biete ich momentan flexibel nach Absprache an für Gruppen ab 4 Personen.


Zhang San Feng

 Abhandlung über Tai Chi

Einmal in Bewegung versetzt, soll der ganze Körper leicht und agil sein, und durch und durch verbunden. Mit Qi* angefüllt soll er sein, wie eine gespannte Trommel, die  Aufmerksamkeit nach innen gerichtet. Lasse hierin keine Fehler zu, keine Wölbung nach außen oder innen, keinen Bruch. Die Wurzel liegt in den Füßen, es fließt über die Beine, wird in der Hüfte dirigiert und in den Fingerspitzen geformt. Von den Füßen, Beinen und der Hüfte ausgehend, muss das Qi immer eine geschlossene Einheit bilden. In Vorwärts- sowie Rückwärtsbewegungen wird man so immer die Oberhand gewinnen. Gewinnt man die Oberhand nicht, muss der Körper in Unordnung geraten sein. Dieser Fehler muss über Hüfte und Beine korrigiert werden.

Dieses ist überall so, oben, unten, vorne, hinten, links und rechts. Doch ist all dies Intention, es ist nicht äußerlich. Sobald es ein Oben gibt, gibt es sogleich ein Unten. Sobald es ein Vorne gibt, gibt es sogleich ein Hinten. Sobald es ein Links gibt, gibt es sogleich ein Rechts. 

Die nach oben gerichtete Intention beinhaltet bereits die nach unten gerichtete. So als ob man, wollte man einen Gegenstand anheben, eine  hinabdrückende Kraft hinzufügen, um dessen Wurzel zu brechen. Zweifellos wird das Anheben dadurch viel leichter gehen. 

Voll und Leer müssen klar unterschieden werden. Jede Stelle (im Körper) beinhaltet wiederum eine volle und eine leere Stelle. Das setzt sich über den gesamten Körper so fort, ohne den winzigsten Bruch.

Die Chang Chuan (Frühe Form des Tai Chi) ist wie der lange Fluss, der unaufhörlich zum großen Meer hinfließt. (Die acht Grundtechniken) Peng, Lü, Ji, An, Cai, Lie, Zhou, Kao, entsprechen den acht Trigrammen (des Bagua). Vorwärts schreiten, rückwärts schreiten, nach links blicken, nach rechts schauen, in der Mitte ruhen; dies sind die „fünf Schritte“. Peng, Lü, Ji und An entsprechen (den Trigrammen) Himmel, Erde, Wasser und Feuer, dies sind die „vier Geraden“. Cai, Lie, Zhou und Kao entsprechen Wind, Donner, See und Berg, dies sind die „vier Diagonalen“. Die „fünf Schritte“ entsprechen Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde. (Vereint ergeben diese die 13 Grundstellungen).    

*Qi (气) = (Lebens-)Energie, Atem

                 (Übersetzung: M. Degkwitz)


Wang Zong Yue

Abhandlung über Tai Chi

Taiji (Tai Chi, das äußerste, höchste Extrem), geboren aus Wuji (die Extrem-losigkeit), ist die Mutter von Yin und Yang. In Bewegung trennen sie sich, in der Ruhe vereinen sie sich, es gibt nichts unüberwindliches, es folgt in einem Bogen und dehnt sich aus. Ist der Andere hart und ich bin weich, nennt man das „Aufnehmen“. Folge ich sanft, und der Andere fühlt Belastung, nennt man das „Anhaften“. Auf schnelle Bewegungen antworte ich schnell, langsamen Bewegungen folge ich langsam. Obwohl es unzählige Varianten gibt, ist das Prinzip immer das Selbe. 

Durch das vertiefen der Bewegungen wird allmählich ein Verständnis von „Jin“* erreicht. Durch das Verständnid von „Jin“ wird nach und nach Erleuchtung erlangt. Jedoch ohne das Aufwenden von Kraft und Mühe über eine längere Zeit, kann keine vollständige Kenntnis hiervon erlangt werden. 

Den Nacken leeren, den Hinterkopf aufgerichtet (er „balanciert Jin*“), das Qi in das Dantian senken, kein Lehnen, kein Neigen, plötzlich verborgen, plötzlich sichtbar. Wenn die linke Seite Belastung spürt, wird sie leer, wenn rechts ein Übergewicht gespürt wird, entzieht sich die rechte Seite. Schaut man nach oben, entsteht oben Fülle, schaut man hinab, entsteht entsteht sie unten. Beim Voranschreiten wird es länger, im Rückzug wird es verdichtet. Keine Feder kann hinzugefügt werden, eine Fliege kann nicht landen (ohne die Gewichtung zu verändern). Die Menschen kennen mich nicht, ich allein kenne die Menschen. Für solch einen Helden gibt es weit und breit keinen Gegner. Dafür genügt es, all dieses abzudecken.

Es gibt viele andere Kampfkünste. Diese unterscheiden sich in ihrer äußeren Form, jedoch gehen sie in der Regel nicht darüber hinaus, dass die Starken die Schwachen ärgern, und sich die Langsamen den Schnellen ergeben. Die Kräftigen besiegen die Kraftlosen, die Langsamen verlieren gegen die Schnellen; all dieses begünstigt lediglich naturgegebene Fähigkeiten und hat nichts damit zu tun, was man durch ernsthaftes Lernen (an Fähigkeiten) erwirbt.

Es heißt: „Vier Unzen bewegen tausend Pfund“, offensichtlich wird dies nicht durch Kraft erreicht. Wenn man einen Greis beobachtet, der eine ganze Schar Angreifer abwehren kann; wie könnte er dies durch Schnelligkeit vollbringen? Stehe balanciert wie eine Waage, beweglich wie ein Wagenrad. Sinkt man zu einer Seite, so kann man folgen, in „doppelter Gewichtung“ stagniert man. Immer wenn jemanden viele Jahre übt, aber Angriffe der Gegner) nicht neutralisieren kann, so hat er das Problem der „doppelten Gewichtung“ nicht verstanden. Möchte man diesen Problem vermeiden, so muss man Yin und Yang kennen. „Aufnehmen“ ist gleichzeitig „Anhaften“, „Anhaften“ ist gleichzeitig „Aufnehmen“, Yin verlässt Yang nicht, Yang verlässt Yin nicht, Yin und Yang unterstützen einander, dies bedeutet „Jin verstehen“.

Nach dem „Verstehen von Jin“ führt mehr üben zu immer mehr Verfeinerung, vertiefe die Übungen und meditiere darüber, nach und nach wird die Erfüllung aller Herzenswünsche erreicht. Ursprünglich heißt es: „Sich selbst aufgeben und den Menschen folgen“, oft mißverstanden als „Das Nahliegende aufgeben und das ferne Ziel verfolgen“. Dies nennt man: „Ein kleiner Fehltritt kann einen um tausend Li in die Irre führen“. Der Übende muss genau differenzieren.

*Jin (劲)= verfeinerte Kraft; Wirkung, die nicht auf  Muskelkraft beruht, sondern auf dem Zusammenwirken von Yin und Yang

(Übersetzung: M. Degkwitz)